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Vom FLS leben

18.06.2017


Gedanken rund um das Thema „von den Produkten des Familienlandsitzes
leben“. Auch uns wird diese Frage des Öfteren
gestellt.

Vorneweg
muss man festhalten, dass die Idee der Familienlandsitze noch immer in den
Kinderschuhen steckt, auch wenn sie nun schon mehrere Jahrzehnte alt ist. Die
Realisierung in Europa ist möglich, geht aber aufgrund der bisher geltenden
Gesetze, der Lebensumstände und finanziellen Möglichkeiten vieler sich einen
Landsitz Wünschenden relativ langsam von statten. Somit muten die blumigen
Beschreibungen von blühenden Familienlandsitzen tatsächlich ziemlich romantisch
an, ich für meinen Teil finde diese Beschreibungen aber wichtig, um die Vision
lebendig zu erhalten und ein Bild von dem zu gestalten, wo man hin möchte.

Es geht also
um den Begriff ‚Selbstversorgung‘. Hier denken viele verständlicherweise in
erster Linie an die autarke Versorgung mit Lebensmitteln. Ganz profan kann man
es so sehen: Hat man das mit dem Gemüsegarten einmal raus und konserviert den
Überschuss im Sommer für den Winter, ist schon ein guter Teil geschafft.

Es fehlen
allerdings noch die vielen anderen täglich konsumierten Lebensmittel wie zum
Beispiel Brot, Öl und sämtliche tierischen Erzeugnisse. Als Vegetarier
verkleinert der Verzicht auf Fleisch die Menge der herzustellenden Produkte
schon mal einiges, als Veganer produziert es sich noch leichter.

Möchte man
nicht auf Fleisch und Milchprodukte verzichten, wird es eng auf dem
Familienlandsitz, denn der alte Spruch „Eine Kuh – ein Hektar“ ist nicht
übertrieben, wenn man bedenkt, dass Tiere auch im Winter fressen. Zu einer
seriös durchgezogenen Selbstversorgung gehört nämlich auch die Futtergewinnung
für die Tiere, sprich Heu für die Kuh.

Bei einigen
anderen Produkten wird es noch schwieriger mit der eigenen Herstellung:

Die Fläche,
die zur Ölproduktion - beispielsweise aus Sonnenblumen oder Ölkürbissen -
benötigt würde, übersteigt die Kapazitäten eines Hektars und bei sogenannten
Luxusgütern wie Schokolade bräuchte es in unseren Breiten noch zusätzlich einen
Goldesel für den Bau des Gewächshauses rund um die Kakaobohnenplantage.

Daneben ist
von Belang, wo und wie mein Familienlandsitz gelegen ist und was darauf
passierte, bevor ich anfing, ihn in einen Raum der Liebe zu verwandeln. Die
wenigsten Landstücke sind heute noch mit fruchtbarer Erde und einem intakten
Mikroklima gesegnet. Das bedeutet, bevor ich wirklich von Erträgen reden kann, steht
erst einmal die Bodenregeneration, das Anlegen eines Mischwaldes/Heckengürtels,
die Regulierung des Wasserhaushaltes usw. an. Das kann mitunter Jahre dauern
und erfordert Arbeitseinsatz und Geduld.

Darüber
hinaus möchte Mensch ja auch noch in etwas wohnen, sich in etwas kleiden, auf
etwas schreiben/zeichnen, man braucht Werkzeuge, Küchengeschirr usw. Das heißt,
konsequenterweise müsste ich für Baumaterialien, Stoffe, Papier und
Gerätschaften ebenfalls Ressourcen auf meinem Familienlandsitz haben.

Es stellt
sich also allerspätestens an diesem Punkt die grundsätzliche Frage: „Was
brauche ich wirklich? Was tut mir wirklich gut?“ Eine ehrliche
Auseinandersetzung mit diesen Fragen bringt meist die vielen kleinen
Überflüssigkeiten ans Tageslicht und hilft, die individuellen Grundlagen für
eine vernünftige eigenverantwortliche Versorgung wahr werden zu lassen und
realistisch mit den Grenzen der Selbstversorgung umzugehen.

Wenn ich in
einer funktionierenden Familienlandsitzsiedlung lebe, ist es sicherlich
naheliegend, für Erzeugnisse, die in größerer Menge benötigt werden oder die
mehr Platz brauchen als ein Hektar hergibt, gemeinschaftliche Felder zu
bearbeiten. Als einzeln wirtschaftender selbstversorgender Familienlandsitz
müsste man sich seinen Absatzmarkt für Überschüsse suchen und den eigenen
Bedarf auf die zu realisierende Produktionsmenge herunterschrauben.

Der Vorteil
einer (entstehenden) Familienlandsitzsiedlung ist auch, dass die Nachbarn sich
gegenseitig mit Gerätschaften usw. aushelfen können, allerdings muss man sehr
sensibel dafür bleiben, dass hier kein Ungleichgewicht á la „einer hat alles
und alle anderen leihen es sich bei ihm“ entsteht. Dies kann sich zu einer
Machtposition des einen Besitzenden entwickeln, umgekehrt kann der Besitzende
sich auch ausgenutzt fühlen, da er Geld für den Kauf der Gerätschaften ausgeben
musste, während alle anderen davon profitieren.

Ich
persönlich kenne keinen Familienlandsitz, der es schon geschafft hat, ohne Geld
auszukommen und der sich selbst komplett versorgt, jeder steht noch mehr oder
weniger mit einem Bein im Hamsterrad. In meiner Nachbarschaft gibt es zwar
Familienlandsitzer, die ihre Ansprüche auf bewundernswerte Weise den
Gegebenheiten ihres Hektars angepasst haben, aber auch sie benötigen Geld,
beispielsweise für den Bau eines Häuschens und für den Unterhalt eines Autos.

Durch den
Aufbau eines autarken Lebensraumes lässt sich allerdings über die Zeit
tatsächlich einiges an Geld einsparen, sodass das, was benötigt wird, auch
leichter auf und durch den Familienlandsitz eingebracht werden kann. Neben der
schon mehrfach erwähnten Abgabe von Überschüssen aus dem Garten haben
Familienlandsitzer, die keinem regulären 8-Stunden-Beruf mehr nachgehen müssen,
weil sie das dadurch verdiente „viele“ Geld schlichtweg nicht mehr brauchen,
mehr Zeit, sich ihren wahren Berufungen zu widmen. Die aus dieser Berufung
entstandenen Produkte lassen sich ebenfalls wiederum in Geld umsetzen und das
ist nun wirklich keine romantisierte Beschreibung mehr, sondern pure Realität.
🙂

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