... da wir unsere Webseite abspecken, packe ich die frühen Berichte über unsere Gartenanfänge auch hier in den Blog:
anno 2009...
Im ersten Jahr begann ich mich mit dem Garten zu beschäftigen, während Christoph das Fachwerk baute. Auch hier waren wir beide absolute „Greenhorns“. Als diplomierte Ernährungswissenschaftlerin habe ich zwar fünf Jahre lang gelernt, wie der Körper die Nährstoffe aus den Nahrungsmitteln herausbekommt, wie man sie aber in die Lebensmittel HINEIN bekommt, darüber wurde leider nie ein Wort verloren. Also auch hier learning by doing. Unser Land hatte zwar schon einige Jahre lang brach gelegen, bevor wir es kauften, davor wurde aber Maisanbau darauf betrieben, natürlich mit Traktor und allem, was dazu gehört. Da wir ohnehin schon sehr schweren Lehmboden haben, ist dieser durch das „Bearbeiten“ mit schweren Maschinen nun so verdichtet, dass ich schon des Öfteren an einen Eispickel gedacht habe, wenn ich versucht habe, ein Loch zu graben… Dementsprechend schwer haben es natürlich auch die Pflanzen, mit ihren Wurzeln durch das Erdreich zu kommen. Das war mir natürlich in meinem ersten Gartenjahr noch gar nicht bewusst und ich habe es auch nicht so recht geglaubt, als man mir erzählte, was mich da erwartet. Nachdem wir den Boden im Winter einmal hatten pflügen lassen und wir dann im Frühjahr noch einmal mit der Gartenfräse darübergingen, dachte Ich mir: „och, ich habe hier diese Samen, dort ist die Erde, machen wir doch mal ein Loch, stecken sie da rein, bißchen Wasser drauf und dann klappt das schon, kann ja nicht so schwer sein.“ Natürlich las ich auch Bücher über Gartenbau und hier war mir John Seymour eine große Hilfe. Trotzdem pflanzte ich meine Samen noch ziemlich planlos in die Erde, hatte aber auf dieser Basis sogar recht guten Erfolg! Ich staunte, wie viele Zucchinis eine einzelne Pflanze hervorbringen kann, bewunderte die schönen Blüten der Zuckererbsen, konnte den Bohnen beim wachsen zusehen, war SEHR enttäuscht, dass beim Radieschen unten am Grün nur eine einzige rote Knolle dranhängt ( als Supermarktkunde kannte ich sie nur als ganzes Bündel und habe mir nie die Mühe gemacht, dieses genauer zu untersuchen!), der Kohlrabi hatte sich bis zum Herbst auf faustgroße Knollen hochgearbeitet, die Paprika konnten einander nur mit dem Fernglas sehen, weil ich die potentielle Größe einer Paprikapflanze total überschätzt und sie meterweit aus einander gepflanzt hatte, die Karotten waren sehr kurz und sehr dick, weil sie aufgrund der Bodendichte lieber in die Breite gegangen waren und auch sonst lernte ich eine Menge darüber, wie Pflanzen „obenrum“ so aussehen, wenn man normalerweise nur das „Untenrum“ isst und umgekehrt. Vom „Tomaten-Walter“, einem Bekannten aus der Nähe, bekam ich außergewöhnliche Tomatenarten und konnte so mit exotisch anmutenden Tomaten, wie zum Beispiel der so genannten „Reisetomate“ (eine Tomate, bei der man einzelne Stücke abbrechen kann, ohne dass die Tomate ausläuft, also ideal für unterwegs) bei meiner Familie angeben, als diese zu Besuch war.
Christoph bekam in diesem ersten Sommer des Öfteren eine etwas irre dreinschauende Yella zu Gesicht, die im triumphierend eine Erbse hinstreckte und rief: „hier, hab ich selber gejagt!“. Auch wenn wir es ja theoretisch alle wissen, grenzt es für mich fast an ein Wunder, dass aus meinen Samen, diesen kleinen, trockenen, braunen Kügelchen, die ich da in die Erde gesteckt hatte, tatsächlich etwas Gesundes, Farbenfrohes, Essbares entstand. Noch heute finde ich diesen Vorgang faszinierend und er macht mich glücklich!
Alles in allem war ich also mit meinen ersten gärtnerischen Versuchen recht zufrieden und für das nächste Jahr beschlossen wir, die Gartenfläche zu vergrößern, da wir ja schliesslich auf eine Selbstversorgung hinarbeiten wollten. Also ließen wir ein weiteres Stück Land pflügen. Ich wurde mutiger und kaufte Samen von denen ich noch nie etwas gehört hatte wie Erdbeerspinat, Gemüsemalve oder etwas namens Tomatillo di pulpo. Ausserdem erarbeitete ich einen Gartenplan basierend auf der Mischkulturmethode. Also zogen wir im nächsten Frühjahr peinlich genau unsere Saatreihen und pflanzten ganz nach Plan unsere Klee- Spinat- und Fruchtreihen, natürlich alles korrekt auf einander abgestimmt nach „Freund und Feind“. Ich denke, es hätte gut klappen können, allerdings wurde unser Garten in diesem zweiten Jahr gezwungenermaßen sehr vernachlässigt, da eigentlich ununterbrochen mit dem Hausbau beschäftigt waren, was dem Unkraut erlaubte, ziemlich schnell die Oberhand zu gewinnen und der Boden entwickelte sich wieder zu einer betonähnlichen Masse, weil er quasi nie eine Hacke zu Gesicht bekam. Hinzu kam ein ziemlich verregneter, kühler und windiger Sommer, ich sah die Paprikapflänzchen förmlich zittern in der kalten Brise und auch die Bohnen wurden ständig von der Stange geweht, selbst die Zucchinis gaben den Kampf auf. Ganz zu schweigen von meinen so mutig gekauften exotisch klingenden Samen, nicht eine Pflanze ließ sich davon sehen. Somit standen wir im Herbst vor einem traurigen Häufchen Garten und überlegten, was wir tun könnten, um es uns und den Pflanzen einfacher zu machen. Zum Gartenbau gibt es eine Menge Meinungen und eine sehr Geläufige ist, dass man den Boden jeden Herbst pflügen sollte, damit im Winter der Frost in die Erde dringen und sie aufbrechen, das heisst schön krümelig machen kann. Das wurde uns mehr und mehr unsympathisch: erstens verdichtet der pflügende Traktor die Erde nur noch mehr, zweitens bringt das Pflügen das Mikroklima des Bodens durcheinander, da sich die Mikroorganismen, die sich bisher in 30 cm Tiefe befanden, auf einmal an der Oberfläche wiederfinden und umgekehrt und drittens, wenn man bedenkt, dass die Pflanzen das grüne Kleid der Erde sind, dann kann man sich ausmalen, dass gepflügte Erde ohne Pflanzendecke nackte Haut darstellt . Die Natur ist immer bestrebt, kahle Stellen Erde so schnell wie möglich wieder mit Pflanzen zu bedecken. Man stelle sich vor, man müsse den ganzen Winter nackt draussen verbringen, man würde sich auch sehr schnell einen Wintermantel wünschen! Christoph entdeckte im Internet ein paar Videos über Mulchbeete, in denen Leute jede Menge organisches Material auf ihre Gärten geworfen hatten und damit sehr gute Erfolge erzielt hatten. Klar, mulchen kannten wir schon und wussten auch vorher schon, dass das wichtig ist, damit die Feuchtigkeit im Boden bleibt und so weiter, aber hier ging es um MULCH, das heisst, mindestens dreißig Zentimeter Mulchmaterial, am besten mehr, damit die Regenwürmer richtig was zu tun bekommen. Das Prinzip erschien uns logisch und da wir vom Herstellen der Lehmziegel für das Haus noch mehr als genug Strohhäxel übrig hatten, war das mit den 30 cm kein Problem für uns und wir bedeckten die ganze Fläche mit einer dicken Schicht Stroh. So verabschiedeten wir unseren Garten in den Winter. Im nächsten Frühjahr hatten wir das Glück, dass uns unser Nachbar einiges an Komposterde überließ, Erde die innerhalb von 3 Jahren aus einem Haufen Unkraut entstanden war. Das allein fand ich schon faszinierend, richtig faszinierend aber war, was mit den Pflanzen geschah, die in dieser Erde wurzelten! Wir schütteten nun also diese Erde auf unsere 30 cm-Strohhäxel-Mulchschicht und ich fing an zu pflanzen. Leider reichte die Erde nur für ein recht kleines Stück des Gartens, dies erwies sich aber gerade als gut, weil ich so in diesem Sommer unfreiwillig eine optimale Vergleichsstudie durchgeführt habe. Ich pflanzte also meine Setzlinge und Samen in die Erde und musste mich zwei Monate später in Bereich des Gartens mit der Komposterde durch eine Art Dschungel kämpfen, weil die Pflanzen so groß geworden waren, dass ich die Hälfte wieder herausnehmen und umpflanzen musste. Aufgrund meiner Erfahrungen mit der betonharten Erde, in der die Pflanzen schier ums überleben kämpfen mussten, war mir gar nicht bewußt, WIE GROß die einzelnen Sorten werden können! Die Tomaten erstickten die Paprikas und die Auberginen, der Mangold kämpfte mit dem Brokkoli um das letzte Licht, ich hatte auf einmal Erdbeerspinat, Gemüsemalven und Tomatillo di Pulpo, alles wuchs wie verrückt! Aber nur auf dem kleinen Stück guter Erde, der Rest des Gartens kümmerte noch immer vor sich hin: die Karotten kamen noch immer nicht durch die Erde und auch die dicke Mulchschicht half dort nicht viel. Wir entdeckten, dass es wichtig ist, nach einer Art Sandwich-Prinzip zu arbeiten, das heisst, es muss mindestens eine Schicht Mulch und eine Schicht Erde auf dem eigentlichen Boden der den Garten darstellt, liegen. Somit konzentrierten wir uns dieses Jahr mit dem Anbau nur auf unser kleines Stück Dschungel und der Rest des Gartens wurde weiter beschichtet. Immer, wenn Erde anfiel, wurde diese auf den noch „brach“ liegenden Mulchschichten verteilt, dazu kam weiteres Stroh, Laub, dürre Äste und anderer organischer Abfall. Dieses Jahr ging die gesamte Gartenfläche mit einer warmen Decke aus Mulch, Erde und wieder Mulch in den Winterschlaf. Unser Plan für das nächste Frühjahr ist es, obenauf wieder gute Komposterde zu verteilen und so unserem kleinen Dschungel mehr Platz zu verschaffen, sowohl in die Breite, als auch in die Tiefe. Ich bin schon gespannt, was die Karotten dazu sagen…
anno 2014...
Unser Garten ist umgezogen!
Fünf Jahre haben wir nun schon einen Garten und durften das Verhalten der Pflanzen in pickelhartem Lehmboden, bei Sommerhitze und -Trockenheit kennen lernen. Der Standort unseres alten Gartens war nicht ideal: zu sonnig, für unser Gefühl zu “weit weg” und die Umzäunung aus Netzen, wie sie beim Weinbau zum Schutz vor hungrigen Vögeln eingesetzt werden, schützt definitiv nicht vor hungrigen Hühnern und Gänsen. Nun haben wir den Garten ganz nah ans Haus geholt und einen “ordentlichen” Zaun drum herum gezogen:
Beim Parkplatzbau im Tal ist jede Menge Erde angefallen, die etwas humusreicher ist, als der Lehm auf unserem Grundstück. Diese haben wir zu uns heraufgeholt und auf den betonharten Lehmboden aufgeschüttet. Der circa 1,3 Meter hohe Zaun aus Schwartenbrettern bekommt lustige “Köpfe”.
Sieht so aus, als hättest du noch keine Wahl getroffen.